Heimleuchten

Heimleuchten

Auf dem täglichen Weg von meinem Atelier in der Kistlerhofstraße nach Hause passiere ich den Ratzingerplatz, so wie viele der Anwohner aus Obersendling, die von der U-Bahn und Bushaltestelle Aidenbachstraße kommend, in die umliegenden Wohnblocks streben. Viele Passanten kürzen den Weg ab, indem sie über die zwischen den Fahrspuren liegende, aufgelassene Straßenbahntrasse laufen. Sie kommen dabei an einem mit Graffiti bemalten quaderförmigen Gebäude vorbei, das ehemalige Tram- Wartehäuschen, in dem sich derzeit Übungsräume für Musiker befinden. Der Ratzingerplatz wird oft als Brache beschrieben, als „Schandfleck“ sogar, den es zu verändern gilt, mitsamt seinem städtebaulichen Umfeld. Pläne dazu gibt es seit Jahren. Eine umfassende Neugestaltung der Gegend soll in den nächsten Jahren stattfinden. Derzeit jedoch liegt der Platz meist verlassen da, abends lassen ihn die Straßenlaternen fast im Dunkeln liegen.

Mir gefällt an diesem Platz seine momentane Funktionslosigkeit und Nicht-Gestaltung. Unkraut wuchert zwischen dem aufgeplatztem Teer und über die nicht mehr genutzten Straßenbahngleise. Das ist eine von wenigen Ecken in München, die sich selbst überlassen bleibt. Es ist fast ein Luxus, ein Platz ohne weitere Bestimmung, eine weitgehend ungenutzte Fläche, auf der sich die Natur wieder ein Stück zurückerobert. Bevor das Tram-Wartehäuschen nun der Neuplanung des Platzes weichen wird, möchte ich für zwei Monate das Gebäude zur Bühne umgestalten mit der Licht-Installation „Heimleuchten“. Der „Unort“ könnte vorübergehend ein Anziehungspunkt fürs Auge werden.

Fotos: Georg Szabo Photography

 

On the daily way home from my studio in the Kistlerhofstraße I pass the Ratzingerplatz, as many of the residents from Obersendling, coming from the subway and bus stop Aidenbachstraße, strive for the surrounding apartment blocks. Many passers-by shorten the way by walking along the abandoned tram line between the lanes. They pass a graffiti-painted cuboid building, the former tram shelter, which currently houses practice rooms for musicians. Ratzingerplatz is often described as fallow land, even as a „blot on the wall“ that needs to be changed, together with its urban surroundings. There have been plans for this for years. A comprehensive redesign of the area is to take place in the next few years. At the moment, however, the square is mostly abandoned and in the evening the street lamps almost leave it in the dark.

I like the momentary lack of function and design of this square. Weeds grow between the burst tar and over the tram tracks that are no longer used. This is one of the few corners in Munich that is left to its own devices. It is almost a luxury, a place without further destination, a largely unused surface on which nature recaptures itself again. Before the tram waiting house will give way to the new planning of the square, I would like to transform the building into a stage for two months with the light installation „Heimleuchten“. The „Unort“ could temporarily become an attraction for the eye.

Photos: Georg Szabo Photography

 

Details

  • Jahr: 15. Oktober bis 15. Dezember 2016
  • Material: 15 Außenleuchten, 2400 x 600 x 300 cm; 15 outdoor lamps, 2400 x 600 x 300 cm
  • Orte: Ratzingerplatz, Munich