Ich weiß nie, arbeite ich gerade oder nicht?

Ich weiß nie, arbeite ich gerade oder nicht? / I'm never sure, I'm working right now or not

Die Glühbirnen blinken im Morsecode das Zitat: „Ich weiß nie, arbeite ich gerade oder nicht“, das René Pollesch einen seiner Darsteller auf der Bühne sagen läßt.

Die Leiter, mit Arbeitsspuren übersät und Vehikel für mannigfaltige Handwerksarbeiten, steht selbst statisch da und weiß nicht, ob sie nun gerade arbeitet oder nicht. Indem sie hier ihrer Funktion als Hilfsmittel enthoben ist, andererseits aber als Aufhängung für Lampen dient, hat sie eine ähnliche Ambivalenz wie der gemorste Satz. Die Lampen befinden sich ihrerseits im ständigen Wechsel von Sendung und Pause, von „Arbeit“ und „Nicht-Arbeit“

Die Skulptur beschäftigt sich ironisch mit der Verschleifung von Arbeit und Freizeit, d.h. mit der Aufhebung der Trennung zwischen Produktionssphäre und Privatsphäre – ein Charakteristikum des neoliberalen postfordistischen Kapitalismus. Galt das von der Bohème getragene Ideal selbstbestimmter und nicht entfremdeter Arbeit, bei dem Leben und Arbeit eine Einheit bilden, lange Zeit als Gegenentwurf zum kapitalistischen Prinzip der Arbeitsteilung, wird es nun als Norm propagiert. Als erfolgreich gilt, wer – pausenlos – kreativ, flexibel, mobil und multikompetent tätig ist. Ein neues Sklaventum.

The work is concerned with the fusion of work and leisure, with the abolition of the separation / break between sphere of production and privacy – a characteristic of neo-liberal post-Fordist capitalism. If the bohemian ideal of self-determined and not alienated labor, in which life and work form a unity, was long opposed to the capitalist principle of the division of labor, it is now propagated as a norm. Who wants to be successful must be – non-stop – creative, flexible, mobile and multicompetent.

Foto: Wilfried Petzi

Details

  • Jahr: 2018
  • Material: Leiter, 6 Glühbirnen, Dimmer, Recorder, Morsezeichen, 140 x 117 x 45 cm, ladder, 6 light bulbs, cable, Morse code, dimmer, recorder, 140 x 117 x 45 cm
  • Orte: Haus der Kunst, München; Europäisches Künstlerhaus Oberbayern, Freising; Haus der Kunst, Munich; European House of Artists Upper Bavaria, Freising