Vogellampe

Eine hängende Skulptur im Treppenauge der Kooperationseinrichtung Herterichstraße 30a, München-Solln

Es ist ein fast magisches Stelldichein: Im silbrig glänzenden Geäst, das im Treppenhaus des „Hauses für Kinder“ an der Herterichstraße von der Decke hängt, treffen sich Harry Potters Schneeeule Hedwig und der Rabe Abraxas der kleinen Hexe. Des Weiteren sind ein roter Amazonenpapagei, eine Blaumeise und eine Nachtigall auf den schwebenden Brettern gelandet. Und unten aus dem filigranen Konstrukt wächst ein ganzes Bündel aus Glühlampen hinab bis ins Erdgeschoss.

Die Münchner Künstlerin Stefanie Unruh entwarf die fünf aus Holz geschnitzten und bemalten Vögel, die auf einem Gerüst mit täuschend echten Brettern aus Aluminiumguss sitzen. Und was ist das für ein Gebilde, auf dem die Vögel hocken: Ein luftiger Verschlag? Ein Nest? Eine Laube? „Vogellampe“ nennt Unruh ihr Kunstwerk am Bau. Es ist ein etwas anderer Kronleuchter, der die Elemente der Natur aus der Umgebung in abstrahierter Form ins Innere des Gebäudes holt: Die durch das Material verfremdeten Bretter stehen für die Bäume, die das Gelände prägen. Die Leuchten setzen das natürliche Licht, dass durch das Oberlicht in der Decke einfällt, mit der künstlichen Lichtquelle bis ins Parterre fort.

Das starke Grün der Wände und Geländer, das dem Inneren des Hauses seinen Charakter gibt, bietet die perfekte Folie, vor der Stefanie Unruhs fantastische Zusammenkunft seine Wirkung entfalten kann. Ihre Installation bringt Gegensätzliches zusammen. Kontrastreich sind die Materialien — kaltes Aluminium und warmes Holz — , ebenso wie die Formen: das rechwinklige Brettergerüst und das Gewirr der Lampen. Diese leicht surreale „Vogellampe“ regt die Fantasie an, weil sie mit den literarischen Vogelwesen Geschichten anklingen lässt, aber dennoch Raum für die Imagination bleibt. So weht ein Hauch von Märchenwald durchs Haus für Kinder.

Roberta De Righi

Fotografie:
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